
Köhler: Alles Kapriolen
Siegfried Köhlers Werdegang ist eine stete Gratwanderung zwischen E- und U-Musik. Das Instrument, mit dem seine musikalische Laufbahn begann, war die Harfe, für die er bereits 1941 die Humoreske schrieb. Neben seiner Laufbahn als Harfenist, Korrepetitor und Kapellmeister war es doch eher die "leichte Muse", die ihn in den kommenden Jahren beflügelte. Die Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Verleger Kurt Neufert führte rasch zu Erfolgsstücken wie der Operette "Alles Capriolen (Im Stil einer Kriminalkomödie)", die mit ihrer ungewöhnlichen Instrumentation, ihrer rhythmischen und formalen Raffinesse und ihrem an Bernstein und Gershwin anklingenden "Drive" im Theater der frühen Nachkriegszeit ganz neue Klänge hervorzauberte. In einer Zeit, in der der U-Musik in manchen Köpfen des Musikgeschäfts eine gewisse Anrüchigkeit anhaftete, schien es für Köhler geraten, diesen Teil seines Schaffens hinter Pseudonymen zu verstecken - und so wurden aus dem in Saarbrücken, Wiesbaden und später in Stockholm verpflichteten Dirigenten Siegfried Köhler die Komponisten Frank Kolar und Fred Frederick, für die sich bald ein Erfolg an den anderen reihte. Mit der letzten gemeinsamen Arbeit, dem Musical "Old Germany" (1992), nahmen Köhler und Neufert die Kinderkrankheiten der jungen Bundesrepublik der 50er Jahre aufs Korn. Der "Globetrotters Boogie" aus diesem Werk schließt den musikalischen Bogen, die in Aufnahmen aus dem Jahr 1997 unter Leitung des Komponisten das Spektrum eines Komponistenlebens aufscheinen lässt, das seine Vielseitigkeit und Kraft immer aus der fruchtbaren Spannung zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit schöpft.